Heute war wieder so ein Tag.
Micki Marder, Eileen Igel und Vivien Wiesel lauschten gerade den Worten von Doc Dachs. Doc war kein wirklicher Doktor und in ihrem Alter. Sie nannten ihn aber so, weil er Klassenbester und sehr gebildet war.
Doc redete gerade auf Manni ein:
„Geld und Ruhm, Ruhm und Geld... Manni, das ist nicht alles! Dafür verlierst du noch deine Fröhlichkeit.“
„Ich bin… fast fröhlich“, protestierte nach energischem Beginn Manni recht verhalten. „Schau dir doch an, wie wir leben. Ich will nicht Tag für Tag die Gänge flicken und Billigwürmer essen.“
Eileen Igel, die nach ihrer Figur zu beurteilen, allzeit bereit für den Winterschlaf war, lief das Wasser im Mund zusammen.
„Würmer mit Insektencreme. Mmmh! Jetzt könnte ich gut einen Madenburger vertragen.“
Micki und Vivien kicherten, doch Manni schrie erbost: „Kann man nicht einmal ernsthaft mit euch reden? Ich will mehr und ihr werdet es bald sehen. Nie mehr billige Burger! Nie mehr Dosenfutter! Ich werd es allen zeigen!!!“
Wütend und fest entschlossen, diese Vorsätze umzusetzen, ging er davon.
Doc rief ihm noch nach: „Käfer mit Kaviar kann man kaufen, aber Freunde für alle Wents der Welt nicht!“
Manni hörte nur Wortfetzen, doch er griff automatisch in seine Hosentasche, in der sich zehn Went, das Zahlungsmittel der Waldtiere, befanden. Lumpige zehn Went! Dafür gab es gerade einmal einen Fünfer-Pack Engerlinge.
Ja, er wollte etwas ändern… und zwar sofort.
Von diesem Tag an trainierte er, bis seine Krallen glühten.
Manni wollte der Beste werden, er wollte er musste den kommenden Wettkampf gewinnen. In seinen Träumen konnte er es schon hören:
„Und der erste Platz geht an… MANNI, den triumphalen Sieger der Maulwurf-Meisterschaften!“
Am nächsten Morgen aber wachte er auf und alles war vorbei. Die matschige Madenmarmelade zum Frühstück konnte er nicht mehr sehen. Mit Todesverachtung und ohne die Schnauze zu verziehen, aß er sein Frühstück. Nein, seine Eltern durften nicht merken, wie es tief in ihm aussah. Sie taten alles für ihn, sie hätten ihn nicht verstanden. Und was konnten sie schon wirklich für ihn tun?
„Schmeckt gut“, sagte Manni zu seiner Mutter Mimmi, wenn die am Herd stand und ihm den Rücken zudrehte. Das war eine Lüge, aber nur eine Notlüge, die sein musste.
Auch in der Schule hieß Mannis Devise: „Nur nicht auffallen“. Er tat das Nötigste, spielte den Interessierten. Sobald er sich aber unbeobachtet fühlte oder endlich zu Hause war, galt Mannis erster Gedanke seinem Training und seinen Gegnern.
Der größte Gegner hieß Magnifico von Mundwerf, ein eingebildetes Großmaul aus einem ganz feinen Wurf, einem der ältesten Adelsgeschlechter der Maulwürfe. Magnifico war so fein, dass er jeden seiner neuen Hügel mit seiner Schaufel signierte.
Er beherrschte alle Disziplinen des Grabens in Vollendung. Er hielt den Rekord im Dauergraben, hatte den höchsten Hügel aller Zeiten in kürzester Zeit aufgehäuft und war schlechthin der Schrecken der Vorgärten.
Trotz allem sah man das seinen Schaufeln nicht an. Oh, der Champion legte äußersten Wert auf sein Erscheinungsbild. Von Schnauze bis Schaufel glänzte von Mundwerf in der Öffentlichkeit. Die Randgebiete des Rübenfeldes hatte er noch nie betreten...